Pınar Selek (Deutsch)

 

Pınar Selek, die zu den wichtigsten Vertreter_innen der antimilitaristischen Friedensbewegung der Türkei gezählt wird, ist eine der Gründer_innen von Amargi. Sie ist außerdem  Autorin von sechs Büchern und Mitherausgeberin der feministischen Zeitschrift Amargi. Einige ihrer Artikel wurden international in verschiedenen Büchern, Zeitungen und Zeitschriften veröffentlicht.

Pınar Selek wurde 1971 in Istanbul geboren. Sie studierte Soziologie an der Mimar Sinan Universität in Istanbul, sowie Wirtschaft und Politik an der Universität Sophia-Antipolis in Frankreich. Derzeit ist sie Doktorandin für Politikwissenschaften an der Universität Straßburg.

 

Seit Ende der 90er Jahre befindet sich Pınar Selek in einem nicht enden wollenden juristischen Widerstreit, obgleich sie in der betreffenden Angelegenheit bereits drei Mal freigesprochen wurde.

Pınar Selek wird vorgeworfen Mitglied der illegalisierten kurdischen Arbeiterpartei PKK zu sein und in deren Auftrag ein terroristisches Bombenattentat auf den ägyptischen Bazar in Istanbul verübt zu haben, bei dem sieben Menschen starben und über 100 Menschen verletzte wurden.

Eine Verbindung zwischen Pınar Selek und der PKK wurde hergestellt, da sie sich im Jahre 1998 an einem kontrovers diskutierten soziologischen Forschungsprojekt beteiligte, welches zum Ziel hatte, die Gründe der Gewaltbereitschaft der separatistischen Kurdenbewegung darzustellen. Zu diesem Zweck reiste Pınar Selek in die kurdischen Regionen und führte Interviews mit Mitgliedern der PKK durch.

 

Bei ihrer Rückkehr wurde sie vom türkischen Sicherheitsdienst verhaftet. Als sie sich weigerte Informationen über ihre Interviewpartner preiszugeben wurde Pınar Selek gefoltert und zwei Tage später in der oben beschriebenen Angelegenheit angeklagt. Obwohl mehrere Experten bestätigten, dass die Explosion durch eine defekte Gasleitung verursacht wurde und dass es sich nicht um ein Bombenattentat handelte, wurde Pınar Selek zu zwei Jahren Haft verurteilt. Im Anschluss an die Verhandlung wurden Vorwürfe laut, die besagen, dass der Hauptzeuge der Anklage seine für Selek belastende Aussage unter Folter gemacht habe.

In den 14 Jahren seit der Explosion ist Selek durchgehend mit Gerichtsverhandlungen konfrontiert. Zwei mal zog Pınar Selek vor den Istanbuler Gerichtshof um ihre Unschuld zu beweisen und einen Freispruch zu erzielen (in den Jahren 2006 und 2008). Beide Male bekam sie recht; beide Male jedoch weigerte sich die Staatsanwaltschaft das Urteil zu akzeptieren und brachte den Fall Selek schließlich vor den nächst höheren Gerichtshof, der sie schlussendlich schuldig sprach. Aus Angst vor einer weiteren Haftstrafe verließ Selek die Türkei und lebt seit dem in Frankreich und Deutschland. Finanzielle Unterstützung bekommt sie beispielsweise von der Schriftstellervereinigung P.E.N. (Poets, Essayists,  Novelists), die sich als „Anwalt des freien Worts“[1] bezeichnet und sich für verfolgte, unterdrückte Schriftsteller_innen einsetzt.[2]

Nach wie vor wird der Fall Selek vor Gericht verhandelt. Am 9.Februar 2011 wurde Pınar Selek ein drittes Mal freigesprochen und wieder legte die Staatsanwaltschaft Revision ein. Bis zum heutigen Tag steht das endgültige Urteil vom Obersten Gericht aus, weswegen Pınar Selek nicht in die Türkei einreisen kann, ohne Gefahr zu laufen verhaftet und inhaftiert zu werden.

 

Weiterführende Informationen:

Für Informationen über die neuesten Entwicklungen bezüglich ihres Falles, besuchen Sie Pınar Selek’s homepage: http://www.pinarselek.com/public/Default.aspx

Hier finden Sie ein Interview mit ihr auf Deutsch: http://www.aviva-berlin.de/aviva/Found.php?id=1426222

 

Wenn Sie Pınar Selek unterstützen möchten, kontaktieren Sie:

Yasemin Öz, yaseminsevval@yahoo.com (Internationale Pressesprecherin der “Pınar Selek Support Campaign”)
 
Solidaritepinarselek.france@gmail.com (Pınar Selek Solidarity Committee France)

 


[1]    P.E.N. Zentrum Deutschland. Unter: http://www.pen-deutschland.de/index_de.php Letzter Zugriff: 24.4.2012

[2]    Vgl. ebd.

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